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Im Moor herrscht ständiger Wasserüberschuss. Der ständig feuchte Boden ist sauerstoffarm und abgestorbene Pflanzen können nur unvollständig zersetzt werden. Statt Humus entsteht dabei Torf. Ein Moor hat eine Torfschicht von mindestens 30 cm Mächtigkeit und der Torf besteht zu mindestens 30 % aus organischer Substanz.
Umgangssprachlich unterscheidet man in der Regel nicht zwischen Sumpf und Moor. Während ein Sumpf jedoch gelegentlich austrocknet, geschieht dies beim Moor nicht. Im Sumpf können daher abgestorbene Pflanzen vollständig zu Humus abgebaut werden, im Moor ist das wegen der ununterbrochenen Wassersättigung nicht möglich.
Damit ein Moor entstehen kann, muss Wasser vorhanden sein: hohe Niederschläge, hohe Luftfeuchtigkeit sowie im Boden eine wasserundurchlässige Schicht. Moore, die ihr Wasser nur über Niederschläge erhalten, sind Hochmoore, auch Regenmoor genannt; haben sie Zufluss von Grundwasser oder Verbindung zu offenen Gewässern, sind es Niedermoore. Niedermoore können beispielsweise entstehen, wenn Seen verlanden (Verlandungsmoore), durch ergiebigen Wasseraustritt an Quellen (Quellmoore), durch Überflutungen in Flussauen oder an Küsten (Überflutungsmoore), wenn sich Grundwasser in Senken sammelt (Kesselmoore) oder durch hohen Grundwasserstand (Versumpfungsmoore bei schwankendem Grundwasserstand). Verschiedene Moortypen können übereinanderliegen, so kann bspw. ein Regenmoor über einem Durchströmungsmoor liegen oder ein Durchströmungsmoor über einem Verlandungsmoor.
Neben dem Wasser muss auch Pflanzensubstanz vorhanden sein – es muss mehr wachsen als abstirbt und zersetzt wird. Dann kann sich aus den abgestorbenen Pflanzenresten allmählich eine stetig wachsende Torfschicht bilden. Die Torfschicht wächst in die Höhe, was dazu führen kann, dass bei einem Niedermoor die Verbindung zum Grundwasser und auch zum Oberflächenwasser abreißt und das Moor seinen Wassergehalt nur noch über Regenwasser erhält. Damit ist aus dem Niedermoor ein Hochmoor entstanden. „Hochmoor“ deshalb, weil der Torfkörper sich nach oben wölbt. Hochmoore müssen sich nicht unbedingt aus Niedermooren entwickeln, sie können auch direkt auf mineralischem Boden (also „Nicht-Moor-Boden“) entstehen.
Vor 13 000 Jahren begann die Entstehung der heutigen Moore – zunächst der Niedermoore, Hochmoore bildeten sich einige 1000 Jahre später. Natürlich gab es aber auch in früheren Perioden der Erdgeschichte Moore, so enstanden die Steinkohleflöze aus Mooren, die sich im Devon gebildet hatten (also vor 400 Millionen Jahren). Die heutige Braunkohle verdanken wir Mooren, die sich vor „nur“ ca. 50 Millionen Jahren bildeten.
Torfmoos stirbt unten ab und wächst oben weiter. Es hat keine Wurzeln und ernährt sich von Regenwasser. Torfmoos entzieht dabei dem Wasser die Nährstoffe, wodurch es sauer wird und in der Folge auch der pH-Wert im Moor sinkt.
Torfmoos kann im Laufe der Zeit einen so genannten Schwingrasen bilden – eine auf dem Wasser schwimmende Pflanzendecke.
An der Unterseite des Schwingrasens bildet sich Torf, der dann absinkt und das Gewässer allmählich auffüllt und es verlanden lässt.
Im Gegensatz zum Humus besteht Torf aus nicht oder unvollständig zersetzten Pflanzenresten. Im getrockneten Zustand ist Torf brennbar und wurde sowohl für private Heizungen wie auch bspw. für Kraftwerke oder Lokomotiven genutzt. Torfkraftwerke gibt es heute noch bspw. in Irland oder Schweden. Getrockneter Torf wurde auch zum Häuserbau verwendet. Heute nutzt man ihn meist nur noch im Garten zur Bodenbelüftung – allerdings senkt Torf den pH-Wert (d. h., er macht den Boden sauer), was viele Pflanzen nicht mögen. Die Bodenqualität wird also eher verschlechtert.
Um den Torf stechen zu können, muss das Moor entwässert werden. Moore wachsen sehr langsam, die Torfschicht wächst pro Jahr nur um etwa 1 mm. Damit ein Meter Torf entsteht, dauert es also 1000 Jahre! Da Moore außerdem sehr viel Wasser aufnehmen können, sind sie für die Regulierung des Wasserhaushaltes wichtig. Man geht in einigen Gebieten daher dazu über, ehemalige Torfabbaugebiete wieder zu vernässen und die Moore zu regenerieren.
Aus Torf entsteht unter Luftabschluss Braunkohle, die sich dann unter hohem Druck und hoher Temperatur weiter zu Steinkohle, Anthrazit und Graphit entwickelt. Der Kohlenstoffgehalt steigt dabei immer weiter an.
Niedermoore erhalten ihr Wasser nicht nur durch Niederschlag, sondern auch aus dem Boden – aus Oberflächengewässern oder aus Sickerwasser aus dem Boden. Sie können, müssen aber nicht sauer sein, ihr pH-Wert hängt vom pH-Wert des darunterliegenden Gesteins ab. Die schwach sauren oder basischen Moore sind nährstoffreich und der Pflanzenbewuchs ist entsprechend reichhaltig, sowohl was die Anzahl als auch was die Artenvielfalt angeht. Es können sogar Wälder (Bruchwälder) auftreten.
Kesselmoore bilden sich in Senken und sind rundum von Hängen umgeben. Man findet sie bspw. in Moränenlandschaften, also dort, wo die abschmelzenden Gletscher der Eiszeit Hügel aus Geröll und entsprechende Senken hinterlassen haben wie in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch die Maare der Eifel können Kesselmoore bilden. Ihr Wasser erhalten Kesselmoore über Zwischenabfluss (also Sickerwasser, das an den Wänden des Kessels austritt), aber ggf. auch über Oberflächenabfluss (also Wasser, das an der Bodenoberfläche in den Kessel fließt) und den Niederschlag.
Das Hütelmoor (auch Hüttelmoor) liegt in der Rostocker Heide, einem Waldgebiet östlich von Rostock. Von 1975 an wurde es intensiv als Grünland genutzt, seit 1990 gibt es jedoch Renaturierungsmaßnahmen. Im Norden trennen die Dünen und der Strand das Hütelmoor von der Ostsee – bei Sturmfluten kann jedoch Ostseewasser ins Moor eindringen, sodass es sich um ein Küstenüberflutungsmoor handelt. Bis vor wenigen Jahren war es möglich, auf den Dünen am Rand des Moores zu wandern – Teile dieses Weges sind jedoch inzwischen durch Hochwasser weggespült worden.
Überflutungsmoore erhalten ihr Wasser über Oberflächenabfluss und über Niederschläge.
Da es im Hütelmoor außerdem einen zeitweise sehr hohen Grundwasserstand gibt, ist es außerdem auch ein Versumpfungsmoor.
Entlang von Flussläufen können Auenüberflutungsmoore entstehen. Je nach Jahreszeit und/oder Wetter schwankt der Wasserstand des Flusses und entsprechend auch der der überfluteten Uferlandschaften. Es herrscht ein stetiger Wechsel zwischen Überflutung und Trockenfallen. Hierin unterscheidet sich ein Auwald vom Bruchwald – in letzterem herrscht dauerhaft Wassersättigung.
Ein Flusstalmoor besteht i. d. R. aus mehreren Mooren. Direkt an das Flussbett schließen sich Überflutungsmoore an, daneben können sich Durchströmungsmoore bilden, wenn Grundwasser aus den Talhängen abfließt, dabei aber nicht an die Oberfläche tritt, sondern im Moorkörper Richtung Fluss fließt – diesen also durchströmt.
Die Peene entstand vor ca. 10 000 Jahren als Schmelzwasserablauf der Eiszeitgletscher (damals floss das Wasser nach Westen, während die Peene heute ostwärts Richtung Peenestrom fließt, der wiederum ein Mündungsarm der Oder ist). Die Peene hat ein extrem geringes Gefälle und eine entsprechend geringe Fließgeschwindigkeit, was die Bildung von Mooren begünstigt. An ihren Ufern finden sich Überflutungsmoore sowie Durchströmungsmoore.
Fließt im Gebirge Wasser aus Bächen hangabwärts (auf der Oberfläche, aber auch in den oberen Bodenschichten), kann sich ein Hangmoor bilden, wenn eine tiefere wasserundurchlässige Bodenschicht zum Aufstauen des Wassers führt. Der Torfkörper eines Hangmoores kann dann auch hangaufwärts wachsen. Er wird allerdings nicht sehr hoch, weil der Torf wegen des Gefälles irgendwann von selbst entwässert.
Ihr Wasser erhalten Hangmoore wie die Kesselmoore aus Zwischen- und Oberflächenabfluss und Niederschlagswasser.
Hochmoore sind sehr viel artenärmer als Niedermoore. Sind erhalten ihr Wasser nur durch (nährstoffarmen) Niederschlag und haben pH-Werte von 3 bis knapp 5, sind also recht sauer. Sie sind überwiegend von Torfmoosen bewachsen.
Da sie nur durch Niederschläge bewässert werden, heißen sie auch Regenmoore.
Östlich von Graal-Müritz liegt direkt an der Küste das Ribnitzer Große Moor. Von der Ostsee ist es nur durch die Dünen getrennt. Entstanden ist das Ribnitzer Große Moor aus einem 16 ha großen See – einem Toteisloch, das nach dem Abschmelzen der Eiszeitgletscher von ca. 12 000 Jahren entstand. Als es nach der Eiszeit wärmer wurde, verlandete der See allmählich und wurde zu einem Moor. Sedimente lagerten sich auf dem Seegrund ab und Pflanzen wuchsen und nach und nach in den See hinein: Zuerst Moose, und auf Schilf und Großseggen folgt als letztes der Erlenbruchwald. All diese Pflanzen bildeten Torfe, die sich in Schichten übereinanderablagerten. Als die Ostsee ihre heutige Küstenlinie erreicht hatte (der Wasserspiegel der Ostsee stieg mit zunehmender Eisschmelze), stieg der Grundwasserspiegel und die Umgebung des früheren Sees versumpfte ebenfalls großflächig. Erlenbrüche, Schilfröhrichte und Seggenriede bildeten ein Niedermoor, auf dem dann an einigen Stellen vor etwa 2500 Jahren ein Hochmoor mit Torfmoosen und Wollgräsern zu wachsen begann. Vor 1000 Jahren erreichte das Hochmoor seine größte Ausdehnung. Zur Torfgewinnung wurde das Moor seit dem 17. Jahrhundert systematisch entwässert, sodass sich keine geschlossene Hochmoordecke mehr bilden konnte.
Die Mächtigkeit des Moores beträgt im Durchschnitt 1 bis 3 m. Im Norden ist das Moor durch die Dünen unterbrochen, setzt sich aber unter ihnen fort. Man findet am Strand mitunter dunkle Brocken angespülten Torfs.
Das Ribnitzer Große Moor hat Niedermoor- und Hochmoorbereiche. Auf naturbelassenen Hochmooren wachsen (in unseren Breiten) meist keine Bäume, höchstens Zwergsträucher. Wird das Moor jedoch entwässert (wie auch im Ribnitzer Großen Moor über Jahrhunderte hinweg geschehen, um Torf gewinnen zu können), entsteht Moorwald. Die Pflanzen des Waldes verbrauchen das Wasser, der Torf wird weiter entwässert, dadurch besser durchlüftet und wird zersetzt, das Moor verschwindet. Heute wird versucht, durch Wiedervernässung die Moorwälder zurückzudrängen und die für Regenmoore typische Vegetation zu stärken und die Torfbildung zu fördern. Dabei spielen alte Torfstiche eine Rolle. Das sich ihnen sammelnde Wasser ist dem ursprünglichen „echten“ Moorwasser sehr ähnlich. In ihnen wachsen ähnliche Pflanzen wie in den Schlenken eines intakten Regenmoores (Schlenken sind wassergefüllte Senken zwischen den Bulten, das sind Kuppen aus Torfmoosen). In solchen Torfstichen bildet sich neuer Torf.
Am Rand des Regenmoores befindet sich ein Niedermoor. Nach jahrzehntelanger Entwässerung wird es jetzt wiedervernässt. Neben Schilf wachsen hier Binsen und Wasserschwertlilie, und inzwischen auch wieder Torfmoose.
© Wiebke Salzmann, Oktober 2012