freie Lektorin und Autorin
Auf dieser Seite überdauert das Eis den Sommer …
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Das Besondere an Eishöhlen ist, dass sich das Eis in ihnen auch im Sommer hält. (Es muss sich also nicht zwangsläufig um Höhlen im Karst handeln.) Man unterscheidet statische und dynamische Eishöhlen.
Die Krippenstein-Eishöhle (sie liegt auf dem Krippenstein bei Obertraun am Karst-Lehrpfad in der Nähe der mittleren Seilbahnstation) ist eine statische Eishöhle. Diese reichen sackartig nach unten, sodass zwar im Winter die schwerere kalte Luft hineinsinken kann, die leichte warme Luft im Sommer aber nicht. Die Temperatur bleibt in der Höhle also dauerhaft niedrig. Eis, das sich im Winter gebildet hat, kann daher im Sommer nicht auftauen.
Die Eishöhlen am Rother Kopf in der Vulkaneifel sind ebenfalls statische Eishöhlen (oder: es wären welche, wenn noch Eis darin wäre …).
Die Rieseneishöhle bei Obertraun ist eine dynamische Eishöhle. Solche Eishöhlen haben (mindestens) zwei Eingänge.
Im Winter ist die Luft in der Höhle wärmer als die Außenluft und steigt daher nach oben. Die Höhlenluft entweicht durch den oberen Ausgang und saugt dabei durch die untere Öffnung kalte Luft von außen an. Die Temperatur im unteren Bereich der Höhle sinkt dadurch und Wasser, das durch Felsspalten in die Höhle gesickert ist (beispielsweise Schmelzwasser oder Regenwasser in der wärmeren Jahreszeit), kann nun Eis bilden.
Im Sommer gelangt nur wenig warme Luft in die Höhle: Am oberen Zugang müsste die warme Luft nach unten sinken, was sie bekanntlich nicht tut; am unteren Zugang strömt kalte Luft nach außen und verhindert so das Zuströmen von warmer Luft. Etwas warme Luft wird dadurch zwar von oben angesaugt, das verursacht aber nur ein geringes Abschmelzen von Eis.
Deshalb schaden kühle, feuchte Sommer dem Eis mehr als heiße, trockene. Bei kühlerer Außentemperatur kann es eher passieren, dass die untere auswärts gerichtete Luftströmung sich umdreht und so warme Luft in die Höhle gelangt. Auch warmer Niederschlag, der in die Höhle dringt, taut das Eis auf.
© Wiebke Salzmann, Dezember 2013